Vom Glück, die Wunden des Inneren Kindes zu spüren

von | Jun 15, 2020 | 2 Kommentare

Seit einer Woche läuft jetzt bei Liebe lernen das Innere Kind Coaching. Ich bin schon jetzt wieder so begeistert und dankbar, zu sehen, wie ein Feld der Heilung unter den Teilnehmerinnen entsteht. In so kurzer Zeit konnten schon erste Wunden des Inneren Kindes heilen.
Gestern habe ich die Übung in die Coaching Gruppe gegeben, einen Buddy zu finden. Wie so oft, wenn ich meine Klientinnen begleite, habe ich mich auch diesmal wieder an meinen eigenen Inneren Kind Prozess erinnert.

Wir waren damals 30 Teilnehmer. Die Gruppe wurde geteilt und Aufgabe war, dass die eine Gruppe sich aus der anderen einen Buddy aussucht. Als die Aufgabe klar war, bemerkte einer der Assistenten, dass auf der einen Seite 14 standen und auf der anderen 16. Der Seminarleiter sagte zu einer Frau: „Geh du noch darüber.“

Das Aussuchen begann. Einer nach dem anderen sollte sich jemanden aus der anderen Gruppe aussuchen. Es wurden immer weniger auf meiner Seite und der Schmerz in mir immer größer. Als letzte wurde ich gewählt und es tat so höllisch weh. Es tat so weh, ich hab so geweint. „Mich will keiner!“, dröhnte es in meinem Kopf, „Ich gehöre nicht dazu.“

Für mich gab es überhaupt keine andere Möglichkeit, als dass die anderen mich nicht wollten, weil sie mich doof fanden, mich nicht leiden konnten, nichts mit mir zu tun haben wollten. Dass ich gute Kontakte in der Gruppe hatte, spielte dabei überhaupt keine Rolle mehr. Im Gegenteil, ich fing an, an ihnen zu zweifeln. Alles in allem fühlte es sich genauso schrecklich an wie in meiner Kindheit damals. Wieder war da das Gefühl, eine unter vielen zu sein, die weder gesehen, noch gehört wird. Es sei denn, es gab was an ihr auszusetzen und zu motzen, dann natürlich schon.

Nur diesmal erlebte ich das als erwachsene Frau, ganz bewusst.

Nach dem Aussuchen war eine kurze Pause, in der die Frau auf mich zu kam, die die Gruppe wechseln musste. Sie sagte zu mir: „Als ich gehört habe, dass wir uns einen Buddy suchen sollen, war für mich völlig klar, dass ich dich nehme. Doch dann bin ich ja rübergeschickt worden.“
Dann kam eine andere Frau auf mich zu und sagte: „Ich wollte zuerst dich nehmen und dann hat mich eine andere Frau so flehentlich angesehen, da hab ich sie genommen. Danach hab ich mich geärgert, dass ich mal wieder nicht das getan habe, was ich eigentlich wollte.“ Und es kam noch eine dritte Frau auf mich zu und sagte: „Ich wollte dich nehmen und habe die ganze Zeit Augenkontakt zu dir gesucht, doch du hast nicht zu mir geschaut und da hatte ich Angst, dass du mich nicht willst.“

Nach der Pause bekamen wir in der Gruppe Raum, von unseren Erfahrungen zu erzählen. Der Seminarleiter arbeitete mit mir, lang und tiefgründig. Am Ende spürte ich Liebe, Angenommensein, Gewolltsein. Eine tiefe Wunde in mir durfte heilen.

Was will ich dir mit meiner eigenen Geschichte sagen?

Gleich mehreres.
Wir nehmen unsere Umwelt und das, was uns geschieht, IMMER durch die Brille unserer frühen Erfahrungen wahr. Und zwar solange, bis du die Gelegenheit zur Heilung dieser alten Wunden des Inneren Kindes bekommst.

Wenn du dich auf den Weg machst und in eine Gruppe von Menschen begibst, die auf dem gleichen Weg sind wie du, bekommst du ebenso IMMER genau das, was du brauchst, damit deine Wunden heilen können.

Zu der Zeit hatte ich es in meinem alltäglichen Leben oft erlebt, dass ich mich ausgeschlossen und nicht dazugehörig fühlte. Doch mir wurde vorher noch nie so eindeutig klar, dass ich mich so fühlte, weil ich alles durch diese Brille wahrnahm. Das erst einmal zu wissen, ist das eine. Doch dieses Wissen kannst du dir auch in vielen Büchern anlesen. Dir wird das bestimmt ja auch schon bekannt sein, dass unsere Wahrnehmung eingefärbt ist durch unsere vergangenen Erfahrungen. Das ist gemeint, wenn es heißt, dass es die eine wirkliche Realität nicht gibt.
Doch es wirklich sozusagen am eigenen Leibe zu erfahren UND dann auch noch die Gelegenheit zu bekommen, professionell begleitet zu werden und es direkt im Erleben ausheilen zu lassen, das vermag dir nur ein Gruppenprozess bieten.

Schauen wir uns das nochmal an:

Ich war bereit, mir meine Wunden des Inneren Kindes anzuschauen und sie auszuheilen. Deshalb hatte ich mich ja für diese Gruppe entschieden. Dann wurde ein Setting organisiert, indem es – ganz unbeabsichtigt – für mich auf einmal möglich wurde, mich wieder wie früher zu fühlen. Ich bekam die Gelegenheit, die Wunde des nicht Gewolltseins so richtig zu spüren, als ich mit als letzte gewählt wurde.

Stell dir mal vor, die Gruppe hätte sich sofort in zweimal 15 Personen geteilt, statt in 14 und 16. Dann hätte die Frau mich gleich als erste gewählt. Dann wäre ich happy gewesen, mich angenommen und gewollt zu fühlen.

Ja, das wäre eine schöne Erfahrung gewesen. Doch soll ich dir was sagen? Ich hatte das früher ziemlich gut drauf, Everybodys Darling zu sein. Es gab viele Menschen, die mich sehr mochten, weil ich immer sehr offen und aufgeschlossen war. Da ist ja grundsätzlich nichts gegen zu sagen. Doch wenn du nicht erkennst, warum du das tust. Wenn du nicht erkennst, dass dein Offensein und Aufgeschlossensein dazu dient, eben nicht ausgeschlossen zu werden. Und wenn du deshalb dich abmühst, Everybodys Darling zu sein, dann wirst du dich selbst nie wirklich emotional frei fühlen und finden können.

Warum nicht?

Weil du die ganze Zeit damit beschäftigt bist, deine Wunde nicht zu spüren. Das Ding ist aber, dass dein wahres Wesen unter den Wunden des Inneren Kindes liegt. Und wenn du damit beschäftigt bist, dich so zu verhalten, dass du nicht deine Wunden spürst, dann wird dein Leben mega anstrengend sein. Kennst du das auch? Dich immer anpassen, immer nett sein, bloß nicht auffallen und schon gar nicht unangenehm? Das sind alles Anzeichen dafür.

Die Wunde ist ja da und lässt dich die ganze Zeit, dich selbst und alles um dich herum durch ihre Brille wahrnehmen. Das ist auch der Grund, warum Beziehungen für dich so schwierig erscheinen und du das Gefühl hast, die Komplizierte von beiden zu sein. Die Wahrheit ist, nicht die Beziehung ist schwierig, nicht du bist kompliziert – das Unterdrücken dessen, was in dir ist, ist schwierig und kompliziert.

Kommen wir zurück zu meinem Erleben in der Gruppe damals.

Nichts an der Situation brachte mich damals auf die Idee, dass es vielleicht doch eine Person gegeben haben könnte, die mich gewollt hätte. Und in der Pause kamen gleich 3 Frauen auf mich zu, die mir genau das erzählten. Eben dass sie mich gewollt haben. Und sie erzählten mir darüber hinaus auch noch, welcher Film in ihnen abging, als sie selbst das Ganze erlebt hatten.

Und das ist auch noch etwas, was du im Grunde nur in Gruppenprozessen erleben kannst: Du bekommst mit, wie es anderen geht, wenn sie ihre Umwelt durch ihre Brille wahrnehmen.
Wir könnten auch sagen: Gruppenprozesse bieten dir ein 3-dimensionales Erleben. In diesem Erleben ist es dir überhaupt nicht mehr möglich, nur um dich zu kreisen. Es ist so heilsam, andere zu erleben, die das Gleiche oder Ähnliche erleben wie du.

Nehmen wir die 3 Frauen:
Die eine Frau, die die Gruppe wechseln musste, sagte zu mir: „Es ist immer wieder so, dass wenn ich mich entschieden habe, dass ich meine Entscheidung am Ende nicht umsetzen kann.“
Die andere Frau sagte zu mir: „Wieder habe ich nicht auf meinen ersten Impuls gehört und dich gewählt. Das mache ich immer so und bin am Ende unzufrieden.“ Und die 3. Frau sagte zu mir: „Ich brauche so sehr die Bestätigung von anderen. Wenn ich die nicht bekomme, ist es mir nicht möglich, für das einzutreten, was ich gerne möchte. Erst wenn du mich auch angelächelt hättest, hätte ich mich getraut zu sagen, dass ich dich als Buddy will.“

Siehst du, wie jede einzelne in ihrem eigenen Film war?

Am Ende haben so viele aus der Gruppe geweint, weil sie die Wunden ihres Inneren Kindes gespürt haben. All die Tränen wurden ausgelöst durch eine so scheinbar kleine Übung wie einen Buddy auswählen. Was für ein Glück für uns alle. Denn jede von uns hatte die Möglichkeit bekommen, auf sehr liebevolle, tiefgründige und vor allem nachhaltige Weise diese Wunde des Inneren Kindes zu heilen.

Am Ende des Tages haben wieder viele geweint, doch diesmal nicht wegen des Schmerzes, sondern ob der vielen Liebe und der tiefen Berührtheit, die durch das Heilen der Wunden zu spüren war.

Die Liebe, die unter deinen Wunden liegt, da wo dein Wesen ist, denn du bist Liebe.

Wie ist das bei dir? Hast du bereits Erfahrungen in Gruppenprozessen machen können? Wenn ja, welche? Erzähle mir gerne davon.

Ich freue mich, von dir hier im Kommentar zu lesen.

Herzlichst

Deine Jivana 

P.S.: In diesem Blogbeitrag von mir erfährst du noch mehr zu den Emotionen des Inneren Kindes. Klicke hier: Verstehe die Emotionen des verletzten Inneren Kindes und werde emotional frei

2 Kommentare

  1. Erika

    Wie sehr ich mich doch in Deinem Bericht wiederfinde…

  2. Jivana Lohr

    Danke für deine Rückmeldung, liebe Erika.

    Herzliche Grüße
    Jivana

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