Liebeskummer lohnt sich: wie du ihn für dich nutzen kannst

von | Jan 1, 2018 | 0 Kommentare

Kennst du das?

Du spürst schon länger, dass es nicht mehr gut zwischen euch läuft. Wenn du dich mit ihm treffen möchtest, weicht er dir aus. Dann hat er gerade keine Zeit, muss noch was erledigen oder braucht einfach mal Zeit für sich. Du spürst schon, dass da nichts Gutes auf dich zukommt. Und nach einer Woche, die er dich jetzt schon auf Abstand hält, willst du es endlich wissen.

„Aber vielleicht bilde ich mir das auch alles nur ein“, hoffst du insgeheim. Du rufst ihn also freudig an und er hält dich wieder auf Abstand. Dann platzt es aus dir heraus und du willst nun endlich wissen, was los ist. Er antwortet genervt: „Ja, ach man, ich weiß auch nicht, aber ich habe einfach gemerkt, dass es nichts ist mit uns beiden, das passt irgendwie nicht.“

Und ratsch, es reißt dir den Boden unter den Füßen weg. Du fällst in ein scheinbar unendlich tiefes Loch. Dein ganzer Körper ist von jetzt auf gleich total aktiviert, dir wird heiß, dir wird kalt, du stammelst, könntest heulen und gleichzeitig fühlst du dich total eingefroren. Das Gefühl des Verlorenseins macht sich total breit in dir.

Kommt dir das bekannt vor? Und kennst du das auch von unterschiedlich langen Beziehungen?

Also egal, ob die Beziehung nur ein paar Monate oder ein paar Jahre gedauert hat. Der Horror bei der Trennung ist immer der gleiche? Es sei denn, es war ein Mann, in den du nicht so stark verliebt warst, den du selbst nicht so richtig wolltest, aber einfach mal ausprobieren wolltest, ob du dich nicht auch auf einen einlassen kannst, in den du nicht so stark verliebt bist. Da war die Trennung dann eher eine Erleichterung für dich.

Was geschieht da wirklich mit dir?

Ist das Liebe, also wahre Liebe, wenn es so dramatisch wird?

Ist das ein Zeichen für wahre Liebe, wenn es uns den Boden unter den Füßen wegreißt, wenn der andere geht und uns verlässt?

Die klare und eindeutige Antwort ist: Nein!

Von wahrer Liebe bist du da ganz weit entfernt, wenn wir Liebesbeziehung bzw. das Ende einer Liebesbeziehung mit so starkem Kummer erleben. Doch deswegen ist da gar nichts falsch oder gar ungesund dran. Dieser Kummer, den wir da erleben, öffnet uns den Weg zu wahrer Liebe. Und deswegen ist das Geschenk, das wir durch das Ende einer Beziehung bekommen, umso größer, je stärker der Liebeskummer ist.

Vorausgesetzt du öffnest dich genau dafür und siehst den Kummer, der sich in dir entfaltet, nicht einfach nur als großes Leid und Unglück, das dir widerfährt. Sondern nimmst den Liebeskummer als Gelegenheit, innerlich zu reifen und zu wachsen. Doch leichter gesagt als getan. Wenn das schier endlose schwarze Loch sich einmal aufgetan hat und du da reingefallen bist, wie sollst du dann da wieder rauskommen?

War Zeit da bisher dein bester Ratgeber? Sagt man ja auch so: Die Zeit heilt alle Wunden. Nach einer Weile geht es dir dann wieder besser, spätestens dann, wenn der nächste Liebespartner in dein Leben getreten ist. Der löst dann den alten ab. Richtig? An den denkst du dann nicht mehr so oft und nach einer Weile löst der gar nichts mehr in dir aus. Du verbringst vielleicht eine schöne Zeit mit deinem neuen Partner und zwar genauso lange, bis der sich dann wieder von dir trennt. Und Schwups, wie aus dem Nichts, ist dieses große schwarze Loch wieder da, bereit dich in seine Untiefen aufzunehmen und dich in tiefen Kummer zu stürzen.

Das kannst du natürlich ruhig so machen, so kann man auch ein (Liebes-)leben rumkriegen. 😉 Die Wahrscheinlichkeit ist aber größer, dass man auf diese Weise, mit ungefähr 50, keine Lust mehr auf diese Spielchen hat und lieber alleine lebt. „Bringt ja eh nix mit den Beziehungen.“ Oder: „Ich bin nicht beziehungsfähig.“ Oder: „Ich treffe sowieso immer nur den Falschen“, sind dann übliche in Stein gemeißelte Überzeugungen von sich selbst.

Eine andere Möglichkeit ist, dir jetzt zu überlegen, ob du das wirklich willst, dass es dein Leben lang so weitergeht und wenn dann deine Antwort Nein ist – und davon gehe ich aus – sagst du dir.

Willkommen schwarzes Loch, beim nächsten Mal bin ich vorbereitet

Versuche also nicht schon jetzt dir vorzunehmen, dass dir das nie wieder passieren wird. Das bringt nämlich nichts, wie du selbst wahrscheinlich schon festgestellt hast. Bevor du dich versiehst, sitzt du schon wieder da fest und fragst dich, wie das jetzt wieder passieren konnte. Deine Vorbereitung sieht jetzt vielmehr so aus, dass du beginnst, dich für dich selbst zu interessieren. Das mag am Anfang schwierig erscheinen, weil es ja bislang immer nur in deinen Überlegungen und Analysen um „ihn“ ging.

Doch so schwierig ist das gar nicht. Du brauchst nämlich alles, was du über ihn herausfindest, einfach nur zu dir selbst umdrehen. Denn was du im anderen wahrnimmst, ist immer auch Teil von dir selbst. Andernfalls könntest du es gar nicht wahrnehmen bzw. du würdest dich dafür nicht wirklich interessieren.

Warum ist es so, dass wir uns scheinbar immer viel mehr um „ihn“ kümmern und erforschen, was mit „ihm“ ist, als das bei uns selbst zu tun?

Wir haben das von klein auf so gelernt. Ohne den anderen, zu Beginn unseres Lebens ist es unsere Mutter, können wir nicht überleben. Es ist also existentiell, uns mit dem anderen zu beschäftigen bzw. dass der andere sich mit uns beschäftigt. Und wenn der das dann nicht tut, löst das große Not in uns aus. Ohne Spiegelung durch andere verkümmern wir als Säuglinge und kleine Kinder. Wir brauchen unser Gegenüber, um uns selbst erkennen zu können.

Doch oft ist es im Erwachsenenalter so, dass wir immer noch in dem State eines Säuglings oder Kleinkindes sind. Als Erwachsene brauchen wir den anderen bzw. die Spiegelung des anderen natürlich nicht mehr, um zu überleben. Doch weil bei den meisten Menschen dieser Abnabelungsprozess von den Eltern nicht so gelungen ist, steckt diese unbewusste Annahme noch immer in uns. Und da unser Unterbewusstsein und alle in ihm versteckten Muster uns zu 80 % wiederum unbewusst in unserem Verhalten steuern, kommt es dann dazu, dass wir uns nicht bewusst um uns selbst, sondern viel lieber um die Angelegenheiten des anderen kümmern.

Aber das ist ja wie gesagt nicht schlimm und schon gar nicht eine Arbeit, die du dir umsonst gemacht hast. Vorausgesetzt du machst dir bewusst, dass deine Erkenntnisse dir selbst gelten und nicht dem, der dich verlassen hast.

Warum fällt uns das so schwer, uns mit uns selbst zu beschäftigen?

Selbst wenn es dir jetzt hier durch meinen Artikel bewusst wird, dass das dir gilt, was du da herausgefunden hast, heißt das noch lange nicht, dass du dich jetzt freudestrahlend auf Entdeckungsreise zu dir selbst machst.

Uns selbst zu entdecken könnte schmerzhaft sein und wenn du die Erfahrung noch nicht gemacht hast, dass Schmerz das Tor zu deinem tieferen Bewusstsein ist und dass in Schmerz eine herrliche Süße liegt, die dich mit dir selbst und deiner Umwelt verbindet, dann ist es mehr als verständlich, dass du dich gegen diese Erfahrung wehrst.

Es könnte der Schmerz sein, zu erfahren, dass du selbst als Kind immer wieder verlassen wurdest und sich diese negative Erfahrung in dein Unterbewusstsein eingebrannt hat. Die Aufgabe unseres Unterbewusstseins ist, im Außen Übereinstimmung zu finden. Das dient wieder dem Überleben. Also ist auch dies eine ganz existentielle Aufgabe.

Da unser Gehirn und damit auch unser Unterbewusstsein nicht zwischen richtig und falsch, gut und böse unterscheiden kann, sucht es im Außen das, was als Anlage in dir vorhanden ist – nämlich verlassen zu werden.

Damit kennst du dich aus, da weißt du, was du hast. Deswegen fällt es auch so schwer, sich auf jemanden einzulassen, der wirklich mit dir zusammen sein will, der dich nicht verlässt und deine Muster bedient. Diese Männer halten wir dann oft für langweilig oder die nerven uns. In Wirklichkeit ist es so, dass diese Art von Beziehung uns völlig unbekannt ist, also nicht als Anlage in uns eingerichtet wurde.

Nutze das Unterbewusstsein für dich

Das gute am Unterbewusstsein ist aber auch, dass es zwischen Realität und Imagination nicht unterscheiden kann. D.h. du kannst dich in „Beziehung führen“ üben und somit dir eine neue Anlage antrainieren.

Du könntest z.B. beginnen, mit deinem inneren Kind zu arbeiten. Denn wenn du in dieses tiefe schwarze Loch fällst und dich so verloren fühlst, ist es das kleine Kind in dir, das kleine Mädchen von damals, das nun all die Gefühle und Emotionen, den Schreck und Schock noch einmal durchlebt. Heißt, durch die Trennung von heute wird die Erfahrung von damals wieder aktiviert.

Wenn du dir nun eine Puppe, ein Stofftier oder was für dich da am besten ist, nimmst und sie wie ein kleines Kind in deinem Arm hältst und liebevoll zu ihm sprichst, fühlt das innere Kind sich gesehen. Du nimmst dann Kontakt mit ihm auf und in der Folge, beginnst du diese traumatische Energie von damals in deinem Nervensystem zu neutralisieren. D.h. du wirst dann nicht mehr so überflutet mit Schmerz und Kummer.

Dadurch wird es dir wiederum möglich, zu sehen, dass es auch Ausgänge aus dem schwarzen Loch gib. Du wirst erkennen können, dass du aufstehen und dich in diesem schwarzen Loch anfangen kannst zu bewegen, du bekommst Platz um dich herum. Und wenn du wiederholt so mit deinem inneren Kind Kontakt aufnimmst, dann wird es allmählich anfangen, mit dir zu sprechen und dir sagen, was es braucht.

Das führt dich automatisch in die Position der Erwachsenen, die du ja auch tatsächlich bist. Das wiederum steigert deinen Selbstwert und dein Selbstvertrauen. Du beginnst, dich von dir selbst gebraucht zu fühlen. Du fängst langsam an, Geschmack daran zu finden, wie es ist, für dich selbst da zu sein. In der Folge fühlst du dich größer, verantwortungsvoller, hast mehr Raum um dich herum, kannst dich vor dir selbst wieder aufrichten.

Wo du wirklich etwas verändern kannst

Und du beginnst zu erkennen, dass du da, also in dir selbst, wirklich und tatsächlich etwas verändern kannst. Das wiederum gibt dir das Gefühl, einflussreich zu sein, statt ausgeliefert und verloren. Und dann wirst du diesen wunderbaren Moment immer häufiger erleben, in dem du nicht mehr an „ihn“ gedacht hast und was er jetzt wohl macht und vor allem, warum er es macht.

Oder wie war das jetzt als du die letzten beiden Absätze hier gelesen hast? Hast du da an ihn oder an dich gedacht?

Und wie ist das, an dich zu denken? Schön, oder?

Und jetzt stelle dir mal vor, wie das wäre, wenn das immer so wäre.

Stell dir mal vor, wie das wäre, wenn du morgens aufwachst und dein erster Gedanke ist: Wie geht es mir heute Morgen?

Stell dir mal vor, wie das wäre, wenn du dich erhaben, selbstbewusst, im tiefen Vertrauen zu dir selbst nach draußen unter die Menschen begeben würdest?

Stell dir mal vor, wie das wäre, wenn du „ihm“ dann begegnen würdest, freudestrahlend und er würde sagen: Wow, man siehst du gut aus!

Und stell dir mal vor, wie das wäre, wenn du einfach nur antworten würdest: „Danke für das Kompliment.“ Und beschwingt weitergehst?

Als eine Frau, die sich selbst gefunden hat, die nie mehr alleine ist, weil sie die Verbindung zu ihrem inneren Kind gefunden hat, weil sie sich dadurch verbunden mit sich selbst und ihrer Umwelt fühlt.

Als eine Frau, die nun genau weiß, dass sich hinter jedem Liebeskummer ein weiteres Tor hin zu einem erfüllenden Leben befindet und das sich ihr öffnet, sobald sie sich diesem zuwendet, diesem Tor zur liebevollen Selbstentdeckung.

Herzlich

Deine Jivana

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